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Illusion in farbigem Glas - Bildfenster in Kühlungsborn

Zu den schönsten Glasgemälden, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts im damaligen Arendsee entstanden sind, gehört das Bildfenster im Kaufhaus Bartelmann in der Hermannstraße in Kühlungsborn-West. Betritt man den Hausflur, dann strahlt dem Eintretenden eine phantastisch anmutende Küstenlandschaft entgegen. Dieses Bildfenster, welches gleichzetig das Treppenhaus erhellt, wirkt als integrierter Bestandteil der Architektur des Hauses. Es ist Lichtquelle und Gliederungselement der Flurwand zugleich, insgesamt eine gelungene technische und auch künstlerische Lösung für die Gestaltung eines Treppenhauses.


Im Jahre 1912, als dieses kunstgewerbliche Kleinod geschaffen wurde, stand den Künstlern und Kunsthandwerkern bereits vielfältiges Glasmaterial aus industrieller Produktion zur Verfügung, das neue ungeahnte Wirkungsmöglichkeiten eröffnete. Max Bartelmann, dem das Haus gehörte, hatte es die Gelegenheit geboten, nach eigenem Entwurf einen farbenprächtigen Bilderschmuck zu schaffen, der in seiner Funktion und Schönheit bis heute erhalten geblieben ist. Gleiches traf auch für die Bildfenster des Hauses Komet in der Poststraße 10 in Kühlungsborn-West zu. Das Haus wurde in den Jahren 1901 bis 1902 für den Rostocker Hofdekorationsmaler Wilhelm Krause erbaut. Die Fenster dürften also in der gleichen Zeit entstanden sein und wurden vermutlich von Krause selbst entworfen, vielleicht auch selbst gemalt. Heute strahlt nach der kürzlichen Rekonstruktion des Hauses der Rundbogen der Eingangstür mit seiner Blüten- und Rankenpracht im alten Glanz. Auch das Bildfenster im Hausflur „Wenden“, Hermannstraße 25, gehört zu den einzigartigen künstlerischen Leistungen aus der Zeit seiner Entstehung und zeugt vom feinsinnigen Geschmack seines Bauherrn.


Alle diese Bildfenster sind vom dekorativen Flächenstil der Zeit zwischen 1900 und dem Ersten Weltkrieg geprägt. Sie sind Bestandteil des Jugendstils und haben deutlich die so genannte Bäderarchitektur beeinflusst: Die dargestellte Szene am Meer im Bildfenster des Bartelmannschen Hauses entspricht der damals vorherrschenden neuromantischen Natursehnsucht. Landschaften, die einen zauberhaften und gefühlsbetonten Reiz auslösen, bringen vielleicht sehr stimmungsvoll sogar die Sehnsucht nach einer schönen und unversehrten Welt zum Ausdruck. Die Girlande aus Sonnenblumen und ihren Blättern bildet zu den unterschiedlichen Tageszeiten einen einzigartigen prächtigen Rahmen mit raffinierten, ungewöhnlichen und eindrucksvollen Farbeffekten. Die Detailaufnahmen der Sonnenblume 


(Geschrieben von Herrn Dr. Jürgen Jahnke)

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