Grundsteine für das Aufblühen des Fremdenverkehrs in Brunshaupten und Arendsee
Die schnell zunehmende industrielle Entwicklung nach der Gründung des Deutschen Reiches (1871) war mit dem Ausbau moderner Verkehrswege eng verbunden. Diese Ausdehnung des Eisenbahn- und Chausseenetzes bildete die entscheidende Voraussetzung für den wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung der Ostseebäder. Nun waren sie für die Gäste schneller und bequemer zu erreichen. Dörfer in einer besonders verkehrsgünstigen Lage verzeichneten einen Entwicklungsvorsprung.
Für die beiden Dörfer Brunshaupten und Arendsee erwies sich die Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Wismar-Rostock am 22. Dezember 1883 mit der Bahnstation Kröpelin als wegweisend. Der nachfolgende Chausseebau zwischen Kröpelin und Brunshaupten durch die Kühlung verkürzte die Wegstrecke erheblich und erhöhte die Bequemlichkeit der Reisenden. Nach ihrer Freigabe am 6. August 1898 übernahmen zunächst Privat-Personen-Fuhrwerke aus Kröpelin und den beiden Ostseebädern sowie ein Post-Omnibus, der in der Saison täglich zweimal auf der gleichen Strecke verkehrte, den Weitertransport der Gäste. Die Zahl der Badegäste in den beiden Seebädern stieg im Jahr 1903 bereits auf über 6.000. Die steigende Nachfrage an Unterkunftsmöglichkeiten in Hotels und Pensionen ließ die Bautätigkeit in beiden Seebädern enorm ansteigen, so dass weder die zwischen Bützow-Kröpelin und Brunshaupten-Arendsee verkehrenden Kraftomnibusse einer extra gegründeten Aktiengesellschaft als auch noch die Fuhrwerke den Personenverkehr in der Badesaison nicht mehr bewältigen konnten. Es musste eine andere Lösung für das Transportproblem gefunden werden. Bürger der Städte Doberan, Kröpelin und Neubukow sowie Großgrundbesitzer der umliegenden Dörfer stritten von nun an heftig über eine sinnvolle Bahnanbindung mit den Bädern, weil sich für sie damit durchaus wirtschaftliche Vorteile boten. Zur Diskussion stand der Bau einer Bahnstrecke Kröpelin-Arendsee durch die Kühlung, ein Bahnprojekt Neubukow-Roggow- Arendsee-Brunshaupten-Heiligendamm , die Idee aus dem Jahr 1899 eine elektrifizierte Bahn zwischen Warnemünde-Heiligendamm-Brunshaupten-Arendsee bis Blengow oder die Verlängerung der Schmalspurbahn Doberan-Heiligendamm bis Arendsee.
Zunächst hatte die Erweiterung der Schmalspurbahn kaum Chancen, da alle schmalspurigen Bahnen unter dem Übel litten, dass die Fracht umgeladen werden musste, was zeit- und kostenaufwendig war. Außerdem glaubten nur wenige an deren praktische Umsetzung, da der Zugverkehr direkt durch die Stadt Doberan geführt werden musste. Doch im Dezember 1908 wurde die Fortführung der Kleinbahn von Heiligendamm nach Arendsee unter dem Vorbehalt genehmigt, dass sich Bad Doberan, Brunshaupten und Arendsee an den Kosten des Baus beteiligen. Am 12. Mai 1910 konnte ohne offizielle Einweihungsfeier die neuerbaute Bahnstrecke für den Verkehr freigegeben werden.
(Geschrieben von Herrn Dr. Jürgen Jahnke)