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Aus dem Prospekt Brunshaupten 1931

„Und die da drauß` verderben In trüber Sorgenlast; Ich möchte sie alle werben: Kommt, seid bei uns zu Gast! Auf Wiesen, Meer und Feldern Weht reine, scharfe Luft, Aus unsern Kieferwäldern Strömt echter Waldesduft.“ Mit diesem kurzen Gedicht eines unbekannten Verfassers und dem Ruf: „Brunshaupten erwartet Sie!“ wirbt u.a. das Ostseebad im Jahre 1931 in seinem Badeprospekt in ganz Deutschland um Gäste. Die erfahrene Kurverwaltung preist anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Badeortes die Vorzüge des Seebades – seine offene See und den prächtigen Wald- und weist darauf hin, dass die Einwohnerschaft sich bemüht, den Aufenthalt seiner Besucher so angenehm wie nur irgend möglich zu gestalten. 


Letzteres wurde besonders deutlich im Anhang des Badeprospekts, einem beigefügten Wohnungsanzeiger. Er enthielt nicht nur alle Hotels, Pensionen, Villen und Häuser, die um Gäste warben, sondern auch die Zahl der Betten, deren Preise sowie auch die Besonderheiten des jeweiligen Hauses. Einige dieser Extras sind ein anschauliches Spiegelbild ihrer Zeit. Der Hinweis auf elektrisches Licht in allen Räumen, fließend kaltes und warmes Wasser sowie Wasserspülung für die Toiletten wurde damals besonders hervorgehoben. Das Kurhotel „Kaiserhof“ wirbt sogar mit Doppeltüren und Nachttischlampen in den Gästezimmern. Die Villen „Walden“ in Brunshaupten und „Waldesruh“ im benachbarten Arendsee führen Mädchenkammern bzw. Mädchengelass in ihrer Werbung auf. Viele Hotels wie „Seeschloss“, Familienpension „Seeblick“, Pension „Daheim“ und Haus „Freischütz“ betonen in ihren Anzeigen die peinlichste Sauberkeit ihrer Häuser. Besonders fallen in den Inseraten solche Bemerkung auf wie „vorzüglich weiß möblierte Zimmer“ oder „der Neuzeit entsprechend eingerichtete Zimmer“, „mit allem Komfort der Neuzeit eingerichtet“ und „tadellose Betten“. Logierhäuser wie Villa „Sophie“ und Villa „Martin“ im Bülowweg boten als Extras gasbetriebene Kochherde für die Sommergäste an. In einigen Logierhäusern wurde auf Wunsch Morgenkaffee, Frühstück und Abendbrot oder „beste bzw. erstklassige und reichliche Verpflegung“ angeboten. Gästehäuser wie „Schlosshotel“ und Villa „Anna“, Pension „Germania“ umwerben Interessenten mit ihrer staubfreien, ruhigen und geschützten Lage. So manchen Gast werden die Pension „Rieck“ und auch die Villa „Paula“ und „Ritter“ mit ihren Angeboten „Garten mit Lauben und Liegestühlen“ bzw. „mit großem parkartigem Garten“ angelockt haben. Auch das Ostseebad Fulgen führte einen großen geschützten Garten in seinem Landhausprospekt auf. Das Haus „Hamann“, in der Neuen Reihe gelegen, bot seinen Gästen ebenfalls einen „schönen Garten mit Nischen“ zum Aufenthalt an. Frau von Wright, die Besitzerin des Fremdenheims „Glück auf am Walde“, weist in ihrer Annonce auf einen eigenen Obst- und Gemüsegarten hin. 


Reklame machte auch ein „Ostseepädagogium Brunshaupten-Arendsee“. Oberstudienrat Hoppe bot während der Saison Unterrichtskurse für Kinder von Badegästen an. Wörtlich heißt es: „Aufgebaut auf der höheren Knaben- und Mädchenschule (Sexta bis Abitur). Lehrplan der Oberrealschule und des Realgymnasiums, verbunden mit gymnasiale. Nebenkursen (Latein, Griechisch). Landerziehungsheim Waldschule. Beste Verpflegung.“


 Die Küche von Fritz Kauermanns Hotel „Westfälischer Hof“ im Bülowweg bereitete – ihrer Annonce entsprechend – vermutlich als einzige damals vegetarische Kost für Gäste zu. Die Villa „Landhaus“ in der Cubanzestraße warb mit bester „norddeutscher und rheinischer“ Küche. Das Kurhaus verfügte sogar über einen Fahrstuhl und über eine eigene Tankstelle. Als wohltuend könnten es die Sommergäste empfunden haben, dass das Hotel „Rusch“ mit seinem Nebenhaus „Westphalia“ „keine ständige Musik im Hause“ garantierte. 


Ein heutiger Blick ins Internet zeigt die moderne Werbung des Ostseebades Kühlungsborn. Wenn sich auch an der Beschreibung der einzelnen Hotels, Ferienanlagen und Ferienappartements wie z. B.: „Anlage besteht aus drei Gebäuden ca. 70 Appartements, sehr gute Lage, 20 Meter zum Strand, Winterrestaurant, Parkplätze bzw. Garage“ nichts geändert hat, so finden sich heute verlockende Angebote, die „Beauty de Lux“, „Beauty- Relax-Wochenende“, „Charmanter Miniurlaub“, „Urlaub & Beauty-Vital-Tage“, „Wohlfühlwoche“ u. a. m. versprechen.


(Geschrieben von Herrn Dr. Jürgen Jahnke)


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