Zum Wohl der Gäste, ein kleiner Rückblick
Wenn man in den alten Badeprospekten der beiden Ostseebäder Brunshaupten und Arendsee aus den Jahren nach 1910 aufmerksam blättert, so ist festzustellen, dass die damaligen Hotel- und Pensionsbesitzer nicht nur mit dem Komfort der Neuzeit wie mit einem Telefonanschluss, elektrischem Licht, Zentralheizung, Wasserleitung, Wasserklosett, vorzüglichen Betten, hübschen Lese- und Musikzimmern warben. Sie priesen ihren Gästen großzügige, neuerbaute, kühle, helle und große Speisesäle an, in denen sie zu „zivilen Preisen“ beköstigt werden konnten. Das „Zentralhotel“, ein gut bürgerliches Haus in der Strandstraße, wie es damals hieß, forderte z. B. von seinen Gästen keinen Table d`hote-Zwang (Kleine feste Speisekarte, die ein Menü anbietet, in dem kaum Abweichungen möglich sind.) empfahl aber „feine Diners“ an kleinen Tischen. Der „Lindenhof“ in der Neuen Reihe versprach eine anerkannt vorzügliche Verpflegung, verzichtete auf Weinzwang und bot einen Großen Mittagstisch a`1.50 MK an. In der Hotel-Pension „Dünenhaus“ in Bunshaupten kostete die Vollverpflegung pro Tag 3,50 Mk. Das „Hotel Winkler mit Dependence“ (Nebengebäude) in der Lindenstraße garantierte den Gästen gut gepflegte Biere und Weine. Die Villa „Sophie“ im Bülowweg warb mit einem besonderen Frühstück, das nicht näher ausgeführt wurde, auch auf dem Zimmer.
Der Brunshauptener Prospekt von 1910 enthält ebenfalls in zahlreichen Annoncen der Hotels und Pensionen die zusätzliche Bemerkungen wie „Anerkannt vorzügliche Verpflegung“, Empfehlenswerte Küche und Keller“, „Eigene Konditorei“.
Die Anmerkungen zur Gastronomie der Hotels im Jahr 1923 nehmen im damaligen Brunshauptener Prospekt größeren Umfang ein und werden oft besonders hervorgehoben wie „ „Reichliche Verpflegung“, „Erstklassiges Gebäck aus eigener Konditorei, Diverses Speiseeis und Eisgetränke aus eigener Gefrieranlage“, „Aufmerksame Bedienung“, „Bekannt durch gediegene Beköstigung und peinliche Sauberkeit, ebenso durch nicht überspannte Preise“, „Gute und reichliche Verpflegung, solide Preise“, „Reichhaltige Abendkarte“, „Gut bürgerliche Küche“.
Den Bedürfnissen der Gäste folgend, warben erste Hotels mit Spezialitäten wie „American Drinks“, „Wiener Küche“, „Hamburger Küche“, Mecklenburger Küche“, „Erstklassige internationale Küche“. Die Pension „Teutonia“ (damals Zweite Reihe) empfahl ihre Diätküche für Zuckerkranke, und Herr S. Joachimsthal aus Berlin, Inhaber des „Hauses Siegfried“ Arendsee, Poststraße 71), führte eine rituelle Pension mit Mittagstisch, Abendessen und Halbpension für Bürger jüdischen Glaubens.
Im Brunshauptener Prospekt 1931 warb die Pension „Hohe Düne“ in ihrer Annonce mit „Essen an kleinen Tischen. Kühler Speisesaal mit Veranda. Altrenommierte Küche. Kein Trinkzwang.“ Die Anzeige der Pension „Villa „Landhaus“ in der Cubancestraße enthält den Zusatz „Bekannt durch aufmerksame Bedienung. Beste norddeutsche und rheinische Küche. Speisen an kleinen Tischen“. Der damals örtlich sehr bekannte Hotelier Fritz Kauermann, Besitzer des Westfälischen Hofes im Bülowweg, ließ in seine Annonce schreiben: „Anerkannt gute Küche, auf Wunsch vegetarisch.“ Damit folgte er damals schon – sehr weitsichtig – neuesten Tendenzen in der Gastronomie der beiden Ostseebäder Brunshaupten und Arendsee zum Wohl der Gäste.
(Geschrieben von Herrn Dr. Jürgen Jahnke)