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Vom Luftschnapper zum Strandkorb

Der heute langläufig bekannte Strandkorb begann seinen Siegeszug bereits am Ende des 19. Jahrhunderts in unserer Region. Der Hofkorbmacher Wilhelm Bartelmann (1845-1930) aus Rostock hat ihn hier nachweislich zuerst gebaut. Nachdem einfache Sitzgelegenheiten, Konstruktionen aus Holz und Schilf, auch „Luftschnapper“ genannt, sich nicht bewährt hatten, bauten ab 1882 Bartelmann und andere Korbmacher Einsitzer und später Zweisitzer. Sie bestanden aus Weiden- und Rohrgeflecht, meist mit gestreiftem Markisenstoff überzogen. In diesen Körben konnten nun all jene sitzen, die windgeschützt ihre Freizeit am Strand verbringen und genießen wollten, seien es Damen mit einer Handarbeit oder plaudernde Herren. 

Die Nachfrage stieg bis zur Jahrhundertwende schnell und bald standen sie nicht nur in Warnemünde, sondern auch in Graal, Müritz, Arendsee und Brunshaupten (heute Kühlungsborn) und Alt Gaarz (heute Rerik). Im Gegensatz zu den ersten Exponaten bestanden die neuen Anfertigungen aus einem Buchengestell, das zunächst mit Weidengeflecht und später mit Manilarohr aus Südostasien ausgefüllt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das wertvolle Rohr aus. Man musste sich mit Weidengeflecht und Hartfaserplatten begnügen. Durch die Behandlung der Platten mit Firniss und Farbe konnte die gewünschte Haltbarkeit erreicht werden. Die Unter- und Oberteile für die Strandkörbe fertigte eine Tischlerei, die Rücken- und Seitenteile, nach Schablonen zugeschnitten, setzten die Strandkorbvermieter in der Winterpause meist selbständig ein.

Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts schlossen sich die Strandkorbvermieter zu Vereinigungen bzw. Interessengemeinschaften zusammen. Ein wichtiger Grund hierfür war, dass die Strandkorbzulieferer für die meist auf „Borg“ gekauften Körbe von der Vermietervereinigung die Zusicherung forderten, nach Beendigung der Saison die Schulden zu begleichen. Ein weiterer Aspekt des Zusammenschlusses war eine bessere Vertretung ihre Interessen im Zusammenwirken mit den beiden Gemeindevertretungen. Die Vereinigungen sicherten die Vermietung nach einheitlichen Grundsätzen und schlossen damit jegliche Konkurrenz aus. Die Standorte der Strandkörbe werden seitdem mit der Stadtverwaltung abgestimmt. Insgesamt stehen heute am Kühlungsborner Strand in der Saison mehr als 1.200 Strandkörbe. Ihre Vermietung beginnt zu Ostern und endet Anfang Oktober jeden Jahres. Im Durchschnitt rechnen die Vermieter mit einer 150-tägigen Auslastung. Als Hauptsaison gilt die Zeit zwischen dem 15. Juni und dem 20. August. Zurzeit der DDR waren alle Körbe an den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund vermietet. Lediglich Gäste aus der Bundesrepublik Deutschland und Schwerbehinderte konnten nach Vorsprache bei der Kurverwaltung einen Strandkorb mieten.

Die Gäste finden einen Strandkorbwärter heute noch in einem kleinen weißen Holzhäuschen an den jeweiligen Strandeingängen. Ihre Dienstzeit liegt in der Saison zwischen 9 und 16 Uhr.


(Geschrieben von Herrn Dr. Jürgen Jahnke)


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