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Mit Fahrgastschiffen entlang der Ostseeküste

Können Sie sich vorstellen, mit einem Fahrgastschiff einen Tagesausflug nach Wismar, Travemünde, Fehmarn oder Graal-Müritz zu unternehmen? Solche Fahrten entlang der Ostseeküste konnte man zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts während der Badesaison durchaus buchen. Sie galten als Attraktion für die Gäste. Geschäftstüchtige Reeder aus Rostock und Wismar boten mit ihren Dampfschiffen Ausflugsfahrten dieser Art an. Ihre Schiffe trugen die stolzen Namen „Arendsee“, „Fürst Blücher“, „Hohenzollern“, „Bismarck“ oder „Amrum“ sowie „Falke“. Seebrücken existierten in Alt-Gaarz (seit 1938 Rerik), Brunshaupten, Arendsee (seit 1938 Kühlungsborn), Heiligendamm, später sogar in Nienhagen und jenseits der Warnow auch in Graal-Müritz. Neben diesen Lustfahrten am Tage fanden auch abends Fahrten mit Tanz statt. Bevor die Kleinbahnstrecke Heiligendamm-Brunshaupten/Arendsee im Jahre 1910 verlängert wurde, boten Wismarer Schiffseigner den an- und abreisenden Sommergästen nach Arendsee und Brunshaupten einen regelmäßigen Dampferverkehr in der Saison an. Erstaunlicherweise stellte sich der Seeweg als unkomplizierter und genauso schnell heraus. 


Wenn in den Sommermonaten das Gästeaufkommen sehr hoch war, bestand eine Dampferverbindung zwischen Warnemünde-Heiligendamm und Brunshaupten/Arendsee. Diese Route galt als die am häufigsten frequentierte Verbindung über viele Jahrzehnte und endete mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. 


Die Sommerausgabe des Verkehrsbuches für Norddeutschland 1908, herausgegeben von den Hamburger Nachrichten, enthält den Fahrplan für den „Ostseebäderdienst“ desselben Jahres. Hiernach fuhr an jedem Donnerstag und Sonnabend ein Dampfer von Lübeck nach Travemünde, Boltenhagen, Arendsee und Brunshaupten. Das Schiff verließ Lübeck um 9.15.Uhr vormittags, erreichte Travemünde um 11 Uhr, Boltenhagen um 12.30 und Arendsee-Brunshaupten um 15 Uhr bzw. 15. 30 Uhr. Die Abfahrt von hier war auf 16.30 Uhr nachmittags festgesetzt, die Ankunft in Boltenhagen um 19.00 Uhr, in Travemünde 20.30 Uhr und in Lübeck um 22.15 Uhr abends. Jeden Dienstag und Freitag fuhren die Dampfer außerdem von Lübeck nach Travemünde, Boltenhagen und Wismar. Die Schiffe verkehrten saisonal vom 13. Juni bis 6 September. 


Lustfahrten in See anlässlich des Himmelfahrtstages oder zu Pfingsten waren um 1910 sehr beliebt. Als besondere Attraktion in den Seebädern galten die Fahrten mit illuminierten Dampfern vor der Küste, wenn abends anlässlich der mehrfach stattfindenden Strandfeste ein Feuerwerk gezündet wurde.


(Geschrieben von Herrn Dr. Jürgen Jahnke)


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