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Die ersten Strandfeste zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Am 6. August 1903 berichtete der regionale „Ostsee-Bote“ über ein von der Badeverwaltung Arendsee (seit 1938 Kühlungsborn-West) veranstaltetes besonderes Vergnügen. Es war wohl das erste Strandfest im Badeort und bestand aus einem Bootskorso entlang der Küste, einem Prachtfeuerwerk und einem Konzert. Der Korso begann am späten Nachmittag um 18.00 Uhr. Alle daran beteiligten Boote waren mit bunten Blumen und frischem grünem Blattwerk sowie mit verschiedenen Landesfahnen und kleinen bunten Fähnchen liebevoll geschmückt worden. Im Führungsboot saß eine Musikkapelle und spielte bekannte heitere Weisen. Besondere Anziehungskraft übte ein mit weißgekleideten, hübschen jungen Mädchen besetztes Boot aus. Die farbenreiche Schaufahrt bewegte sich in unmittelbarer Landnähe von Arendsee bis über die Brunshauptener Badeanstalten (heute Kühlungsborn-Ost) hinaus und wieder zurück zur Landungsbrücke in Arendsee. 


Nach dem Abendessen fanden sich gegen 20.30 Uhr Badegäste und Einheimische wiederum am Strand ein, um anschließend ein prächtiges Feuerwerk zu erleben. Die Boote fuhren nochmals voll besetzt auf die Ostsee hinaus, um nun das Spektakel eines imitierten Seeangriffs auf Arendsee zu beobachten, wobei das grelle Licht der Leuchtraketen als „Bombardement“ der Strandbatterien und der Forts auf die Schiffe niederknatterte. Strand, Ostsee und Boote leuchteten in unübertrefflicher Farbenpracht. Der bekannte Rostocker Kunstfeuerwerker Kuse hatte ein Feuerwerk von grandioser Wirkung entfacht, das anhaltenden Beifall fand. Die Badegäste hatten anlässlich dieses Festes ihre Strandkörbe und -burgen mit farbprächtigen Lampions, Girlanden und bengalischen Lichtern illuminiert, so dass das Bild am Ufer und an der ruhigen See einen unvergesslichen Anblick für die Teilnehmer bot. Mit Beendigung des Feuerwerks und mit dem Blasen des Zapfenstreiches klang zwar das Fest aus, doch am Strand, in den Hotels und an den Dünen harrten noch viele Gäste aus, die bei einem Glase Münchner oder Hohensprenzer Bier über dieses Tagesereignis diskutierten. Dieses Strandfest war ein großer Erfolg geworden, noch nie hatten sich so viel Schaulustige wie an diesem Abend in Arendsee eingefunden, um dem Sommer-Vergnügen beizuwohnen. 


Ein Jahr später, am 27. Juli 1904, fand zu Ehren des Großherzogpaares erneut ein Strandfest statt, diesmal in Brunshaupten. Auch hier waren Seebrücke und Badeanstalten festlich mit Lampions, Girlanden und Fahnen geschmückt. Überall bot sich wiederum ein farbenprächtiges Bild, und die Jugend hatte ihre Strandburgen fantasievoll verziert und bekränzt. Bunte Fahnen flatterten an den Masten im Wind. Um 20.00 Uhr am Abend begann ein Festumzug in der Neuen Reihe und zog durch das Badeviertel bis zur Anlegebrücke. Traditionell führte ein Musikkorps den Aufmarsch an. Der an der Seebrücke festgemachte Rostocker Dampfer „Hohenzollern“ und eine stattliche Anzahl geschmückter einheimischer Boote nahm die Festteilnehmer an Bord und fuhr mit ihnen gemächlich im Konvoi an der Küste entlang und auf die Ostsee hinaus. Vom Strand aus schoss man Raketen in die Höhe, sodass der Strand und auch das Steilufer imposant beleuchtet wurden. Nach etwa einer Stunde endete diese Bootspartie und die Teilnehmer begaben sich zum Damenbad. Dann entzündete der bereits bekannte Rostocker Kunstfeuerwerker Kuse unter den Klängen der Musikkapelle wieder ein eindrucksvolles Feuerwerk, das in der kunstvollen Darstellung der Initialen des Großherzogpaares gipfelte. Mit einem Ball im Hotel „Westphal“ endete das zur vollen Zufriedenheit verlaufene Strandfest.


(Geschrieben von Herrn Dr. Jürgen Jahnke)


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